Projekt Braunschweig
Erneuerung eines Brückenbauwerks am Kreuz Braunschweig Süd
Ein gutes Beispiel für die Optimierung von Bauabläufen und Verbesserung der Logistik für Erdarbeiten ist die Erneuerung der Überführung der A 36 über die A 39 am Kreuz Braunschweig Süd, bei der Flüssigboden im großen Umfang zum Einsatz kam.
Die im Baufeld der neuen Brücke liegenden Regen- und Schmutzwasserkanäle mussten
vor der Erneuerung der Brücke umverlegt werden. Das zur Verfügung stehende Zeitfenster betrug ein halbes Jahr. Kanäle mussten umverlegt werden, die sich im Widerlagerbereich der Brücke befanden. Hierbei sollten sowohl die B4/A36 als auch die A39 möglichst ohne Beeinträchtigung des Verkehrs gequert werden. Aus diesem Grund wurden die neuen Rohrleitungen (DN 2.200) größtenteils mittels Rohrvortrieb verlegt.
Im Zuge der Maßnahme waren sehr umfangreiche Bodenaushubmaßnahmen erforderlich, Boden abfahren, zwischenlagern und wieder verfüllen. Bis zu 11 Meter tiefen Baugruben mussten wieder verfüllt werden, mit der herkömmlichen Bauweise logistisch nicht realisierbar. Daher wurde ein Flüssigbodenkonzept erarbeitet, das vorsah, den vor Ort anfallenden Aushub nach Beendigung der Vortriebe und Zusammenführung der Rohre für die Verfüllung der Baugruben als Flüssigboden wieder zu verwenden.
Mobile Mischanlage CM30+
Unter Flüssigboden versteht man zeitweise fließfähige, selbstverdichtende Verfüllbaustoffe (ZFSV) auf Basis von aufbereitetem Erdaushub, geprüften Recyclingbaustoffen oder natürlichen bzw. aufbereiteten Sand-Kies-Gemischen unter Zugabe definierter Additive und Wasser. Der Flüssigboden wurde bei dieser Maßnahme mit einer mobilen Mischanlage (CM30+) aufbereitet. Bestandteile der Mischung waren neben dem Boden die Bentonitsuspension aus dem Rohrvortrieb und die im Vorfeld gebrochene Hochdruckinjektion (HDI) in einem trockenen, homogenen, Mischungsverhältnis. Das Gemisch erreichte dabei eine maximale einaxiale Druckfestigkeit von 0,3 N/mm² (nach FGSV H ZFSV).
Bei dem angewandten Verfahren wurde zuerst der Boden aus den einzelnen Baugruben mittels einer mobilen Siebanlage aufbereitet. Im Anschluss daran wurde das HDI-Material mit einer Brecherschaufel gebrochen. Zur kontrollierten Zwischenlagerung der Bentonitsuspension wurden Becken angelegt und abschließend alle Komponenten mit Hilfe eines Baggers gemischt. Der dann fertig angemischte Flüssigboden wurde schließlich über eine hydraulisch verstellbare Rutsche direkt in den Graben bzw. in die Baugrube gefüllt. Bei Bedarf konnte Flüssigboden auch in Fahrmischern eingefüllt und auf die Baustelle transportiert werden. Eine laufende Überwachung der Rezepturen sicherte dabei die Qualität des Bauwerks.
Einsparung von rund 500 Ab- und Antransporten mit LKW
Der entscheidende Vorteil bei der Verwendung von Flüssigboden lag bei dieser Maßnahme darin, dass der vor Ort anstehende Boden wieder verwendet werden konnte. Durch die Wiederaufbereitung von Bentonit aus dem Rohrvortrieb vor Ort wurde viel weniger Rohstoff (Compound) zugefügt, als sonst bei der Herstellung von Flüssigboden erforderlich. Auch zerkleinerter Betonabbruch konnte der Mischung hinzugefügt werden. In Summe wurden durch die Aufbereitung des Bodenaushubes vor Ort rund 500 Ab- und Antransporte auf öffentlichen Straßen (ca. 4.500 m³ Boden bei rd. 15 m³ Ladevolumen) eingespart. Ein weiterer Vorteil: Die bis zu 11 Meter tiefen Baugruben ließen sich mit Flüssigboden deutlich schneller und einfacher verfüllen, als wenn man dies in Handarbeit gelöst hätte.
Im Oktober 2020 wurden die Baumaßnahmen am Autobahnkreuz Braunschweig Süd abgeschlossen. Maik Skrzypek – Oberbauleiter des Auftraggebers der Stadtentwässerung Braunschweig: „Die veranschlagte Bauzeit von nur einem halben Jahr wurde nicht zuletzt durch den Einsatz von Flüssigboden eingehalten.
Bundesqualitätsgemeinschaft Flüssigböden e. V. (BQF) definiert Qualitätsstandard
Um den bisher noch nicht genormten Baustoff Flüssigboden mit einer transparenten und zielgerichteten Qualitätssicherung am Markt zu etablieren, haben auch bei dieser Baumaßnahme die Richtlinien für die Qualitätssicherung der Bundesqualitätsgemeinschaft Flüssigböden e. V. (BQF) die Vorgaben und Standards definiert und deren Umsetzung in der Praxis sichergestellt.
Trotz beengter Verhältnisse am Autobahnkreuz Braunschweig Süd gab es hier genug Platz, um den Bodenaushub zwischenzulagern.
(Bild: Ingenieurgesellschaft Prof. Dr.-Ing. E. Macke mbH.)
Das verfüllen der Baugruben erfolgte mit vor Ort aufbereitetem Flüssigboden. (Bild: Ingenieurgesellschaft Prof. Dr.-Ing. E. Macke mbH.)
Die bis zu 11 Meter tiefen Baugruben ließen sich mit Flüssigboden schnell und einfach verfüllen. (Bild: Ingenieurgesellschaft Prof. Dr.-Ing. E. Macke mbH.)
Mit Hilfe einer mobilen Mischanlage (CM30+) der Firma Max Kroker Bauunternehmung GmbH & Co. aus Braunschweig wurde der Flüssigboden aufbereitet. (Bild: Ingenieurgesellschaft Prof. Dr.-Ing. E. Macke mbH.)
In Summe konnten durch die Aufbereitung des Bodenaushubes vor Ort rund 500 Ab- und Antransporte auf öffentlichen Straßen (ca. 4.500 m³ Boden bei rd. 15 m³ Ladevolumen) eingespart werden. (Bild: Max Kroker Bauunternehmung GmbH & Co)